Ich bin mtl consult

Auf die Frage „Was ich gut kann“ antwortete ich als 8-jähriges Mädchen: „Ballett, verkaufen, Blumen fertig machen, schreiben, rechnen, lesen, Sprudel einschenken…“. Alles da – für eine Karriere als Verkäuferin und gute Beraterin.

Ja, Verkaufen – das kann ich, weil ich es liebe. Angefangen hat es im Bonner Familienunternehmen mit Druckerei, Buchhandlung, Schreibwaren- und Geschenkartikel-Laden. Gerade zur Weihnachtszeit haben wir schon als Kinder mitgeholfen. Auf die Kunden zugehen, sie ansprechen und fragen, was sie suchen, ihnen helfen und beraten und dann das Geschenk schön einpacken und kassieren – das hat Spaß gemacht. Dann verkaufte ich auf dem Flohmarkt lauthals und mit Begeisterung quadratische Papierblöcke, die mein Vater aus Papierresten zusammengeleimt hatte. Eine Decke auf dem Boden, die direkte und vertrauensvolle Kundenansprache, ein überzeugendes Produkt und ein fairer Preis machten mich erfolgreich und meine Kunden glücklich. Davon wollte ich mehr.

Nach Studium und Ausbildung zur Redakteurin schrieb ich für Zeitschriften, Tageszeitungen und bei der Nachrichtenagentur Reuters Artikel, Reportagen und Berichte. Ungebrochen ist meine Faszination für Wort und Rede – und doch zog es mich Mitte der 90er Jahre im gleichen Unternehmen vom Wort zur Tat. Das Internet revolutionierte die Welt des Handels, der Kommunikation, des Austauschs von Waren und Ideen. Ich arbeitete als Business Development Managerin an der Entwicklung von neuen Online-Produkten mit, akquirierte redaktionelle Inhalte für eine Wirtschaftsdatenbank, analysierte Prozesse und Workflows, um neue Technologien für Vermarktung und Vertrieb einzuführen.

Dann kam das Jahr 1999 – ein neues Zeitalter, ein frisches Jahrtausend sollte bald beginnen. Für mich stellte sich die Frage: Ziehe ich mit Reuters um nach Berlin? Trete ich die Nachfolge eines Kollegen an und werde Sales Director? Will ich das? Kann ich das? Jede Frau kennt diese Fragen, diese Zweifel. Traue ich mir das zu? Kann ich führen? Habe ich Talent und Know-how? Wie schlage ich mich in einer Welt der Big Boys? Es fehlte an Vorbildern. Ich fühlte mich als Einzelkämpferin. War ehrgeizig, neugierig und sprang.

Ich kaufte mir von meinem ersten Managerinnen-Gehalt ein schwarzes Business Kostüm: schlicht, klar, straight, tough, kein Schnick-Schnack. Kurz: Ich sah aus wie eine Frau, die ihren Mann steht. So war das damals. Und – Gott sei Dank – hatte ich einen Mentor, der mich ganz schön forderte und förderte. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar. Ich nahm an einem internationalen Trainings-Programm mit dem Titel „Fundamentals of Leadership“ teil, lernte, probierte, stolperte, berappelte mich und entwickelte mich persönlich und beruflich weiter. Auf europäischer Management-Ebene wurde die Luft dünner, dafür die strategischen Netzwerke wichtiger und die weiblichen Führungskräfte weniger. Hatte ich die gläserne Decke erreicht, von der heute noch viele Frauen sprechen?

Als Anfang der 2000er Jahre die Dotcom-Blase platzte und damit auch manch ein New Economy Traum, musste auch ich mich neu orientieren. Ich nahm mir die Zeit, gründlich nachzudenken. Nach Abschluss eines Business Coachings stand fest, dass ich mich zivilgesellschaftlich und sozial engagieren wollte. Ich ließ Aktienkurse, Gewinnstreben, Effizienzsteigerung hinter mir und begann bei der Welthungerhilfe, einer der großen Non-Profit-Organisation zu arbeiten. Nach einem halben Jahr übernahm ich wieder eine Führungsposition und mein Tag war gefüllt mit Strategiekonzept, Personalauswahl, Teambuilding, Fundraising. Ich hatte das weltbeste Team.

Eine wesentliche Erkenntnis nahm ich aus dieser Zeit mit: Jede Mitarbeiter*in braucht das für sie passende Biotop. Ich auch. Kein Frosch kann in der Wüste überleben; er sucht und braucht das Nass. Aber wie genau finde ich meinen Platz im Unternehmen, das richtige Berufsumfeld, den passenden Job, meine Berufung? Das interessierte mich so sehr, dass ich 2009 eine Ausbildung zum zertifizierten Business Coach machte und mich spezialisierte.

Die Idee, damals schon selbständig zu arbeiten, habe ich vertagt. Ich ergriff die Gelegenheit, einen spannenden und herausfordernden Job zu machen. In Berlin baute ich für die renommierte Foto-Agentur Getty Images die Hauptstadt-Dependance auf und legte weitere acht Jahre Key Account Management, Neugeschäft-Akquise und Außendienst hin. Meine Freude, Menschen zu gewinnen, Beziehungen zu pflegen und komplexe Produkte und Lösungen zu verkaufen, blühte voll auf.

Während meines Berufslebens lernte ich auch die negativen Seiten des Vertriebs wie schlechtes Management, Konkurrenzdruck unter Kollegen und die Fixierung auf permanente Leistungssteigerung kennen. Irgendwann gingen die persönlichen Beziehungen im Räderwerk von Salesforce, Effizienzsteigerung und KPI verloren. Dies waren ebenso schmerzliche wie wertvolle Erlebnisse. Heute kann ich aus diesen Erfahrungen als Führungskraft und Vertriebsfrau reichlich schöpfen.

Seit 2021 arbeite ich mit Freude und Begeisterung als selbständige Beraterin, Business Coach und Business Trainerin. Ich stehe für Klarheit, Struktur, Fachkompetenz und Empathie. Ich möchte mein Können, meine Erfahrungen und meine Expertise weitergeben und so vor allem Frauen in Führung und Vertrieb stärken.